Wie oft vibrierte schon das Handy, der Bildschirm leuchtete auf, und eine Nachricht mit den Worten „Na. Wie geht’s ?“ wird erkennbar. Wie oft dachte man an Antworten wie „Ja eigentlich schon gut, aber…“ Früher ertappte ich mich viel zu oft dabei.
Ich persönlich mag es beschäftigt zu sein. Ich stehe gerne morgens auf, habe im Bett schon meine To-Do Liste für den Tag geschrieben, und bin bereit alles möglichst zufriedenstellend zu erledigen und abhaken zu können. Die Beschäftigung an sich ist dabei keine Ablenkung, sondern teilweise einfach ein Muss, und teilweise eine Erfüllung. Ich kann mich glücklich schätzen, dass machen zu können, was mir Spaß macht, und mich erfüllt.
Ich bin theoretisch am Schlusssprint meines Bachelor Studiums (5. Semester). Schreibe nun schon seit über einem Jahr meinen Blog Vanillaholica. Und durfte durch beide Beschäftigungen interessante Gespräche führen, inspirierende Leute kennen lernen, und täglich in Kontakt mit vielen Lesern sein.
Ja ich kann behaupten, dass mir mein Leben, so wie es in den letzten Monaten ist gefällt. Ich setze sogar noch einen darauf und behaupte, zufrieden mit dem zu sein was ich tue.
Aber zu all den goldverzierten Wörtern und all den glitzernden – funkelnden Augen…
… gibt es Gedanken, die von niemandem außer mir selbst wahr genommen werden. Egal durch welche Social Media Kanäle ich scrolle, mit welcher Bloggerfreund*n ein Tee zusammen getrunken wird, welche Vlogs ich mir anschaue, oder welche Gespräche ich mit meinen engsten Freunden führe, im Endeffekt tauchen die Worte „Momentan ist alles ein bisschen viel.“ immer auf. „Ich bin im Stress.“ und „Ich bin momentan ziemlich gestresst“ – ist auch regelmäßig vertreten. Oft gleich am Anfang, dann scheint die Überforderung wohl am stärksten zu sein. Oft erst in der Mitte des Gespräches. Oft werden sie nebensächlich erwähnt, obwohl die Sache an sich größte Bedeutung hat. Und oft möchte man die teils erschöpften als auch müden Seiten von sich garnicht Preis geben.
In Zeiten, in denen der jüngste Start-Up- Millionär 16 Jahre alt ist, in denen 17-18 Jährige Youtuber, durch ihre Videos Millionen Menschen weltweit erreichen, oder Fernseh – Teenies aus meiner Jugend mittlerweile nicht nur die Social Media Kanäle beherrschen, sondern auch schon in unzähligen Printmagazinen zu sehen sind, ist die Anforderung an sich selbst hoch.
Der Vergleich mit gleichaltrigen unseres Alters – oder älter oder jünger – beginnt. Es wird abgeschätzt, was man selbst schon besser als „die anderen“ gemacht hat, oder woran man noch feilen kann. Nebenher sollte man – theoretisch – die Schule beenden, das Studium abschließen, in einem Teilzeitjob arbeiten und sich um sich und seine Freunde kümmern.
Und ich glaube genau das ist der Ursprung allen Übels. Oft schrieb ich in meinen #notizanmich Beiträgen schon über den Vergleich mit anderen. Über Themen, wie Überdramatisierung und Verurteilung. Aber heute kann ich dir eines sagen.
Nein, du musst das nicht alles tun.
Nein, du musst nicht die Anforderungen anderer erfüllen. Kein Scheinbild nach außen vertreten, nur um irgendwem zu gefallen. Du musst weder dein echtes Leben für soziale Medien aufgeben, noch musst du dich ständig um deine Bekanntschaften kümmern. Freunde kennen dich, und jeder Mensch auf diesem Planeten versteht es, wenn man selbst einmal für sich Zeit nimmt.
Einen Schritt zurück tritt, die Sache von einem anderen Blickwinkel betrachtet, tief Luft holt und sich sortiert.
Es sind Momente, in den mir erst klar wird, was ich eigentlich will.
Sind jene Dinge, die mir anfänglich so wichtig erschienen, wirklich die Dinge, nach denen ich mich sehne ?
7 Comments
Sarah
Das kenn ich zu gut.. Es ist gut zu wissen, was man nicht will, um zu wissen dass man sich selbst treu bleibt. Ansonsten alles von weiter weg betrachten und sich ja keinen Stress machen. 🙂
Liebe Grüße
1. Februar 2017 at 10:27 pmSarah
Jessica
Danke. Ich denke oft, ich bin die einzige der es so geht.
20. November 2016 at 10:29 pmJenni
Liebe Vivi,
ach, solche Artikel mag ich so unglaublich gerne!
Ich bin ebenfalls ein unverbesserliches Perfektionistenkind und habe im Moment ein wenig die Quittung dafür bekommen: Durch das Abi gehetzt, durch den Bachelor gehetzt – und jetzt im Master? Leerlauf. Ich bin erschöpft, auch wenn man das mit 24 wahrscheinlich noch gar nicht sein darf. Ich (und viele andere Menschen in unserem Alter, mit denen ich gesprochen habe) frage mich: “Wo bin ich eigentlich die letzten Jahre gelieben? Wo?” Es ist eine Mischung aus Trotz und dem Willen, mir selbst etwas Gutes zu tun, die mich nun schon seit einer Weile sehr aktiv an meiner kreativen Selbstverwirklichung (dem Blog) arbeiten lässt. Und weißt du was? Das fühlt sich verdammt richtig an. Ich muss erstmal gar nichts.
Liebe Grüße
11. November 2016 at 10:04 pmJenni
Laurel Koeniger
Liebe Vivi,
9. November 2016 at 10:42 pmSo wenig Kommentare zu so einem wichtigen Thema. Schön, dass du darüber geschrieben hast!
Ich bin zum Glück ein Typ Mensch, der sich nicht oder nur sehr schwer stressen lässt. Ich arbeite aber auch nicht im Akkord oder überstrapaziere mich. Das liegt zu einem Teil sicher an einer gewissen Faulheit, die ich an den Tag lege, aber hey: Genau diese Faulheit beschützt mich vor diesem ekligen Stress, den ich bei so vielen Leuten oft beobachte. Und wenn ich etwas anfange oder mir vornehme, dann verfolge ich es trotzdem mit dem größten Ehrgeiz, bis es zu Ende gebracht ist. Eine recht angenehme Mischung.
Aber dieser Stress ist heutzutage zu einer Art Normalzustand geworden, und das ist schlimm und ungesund. Zumindest denke ich das. Wir sollten nicht nur mehr Pausen machen, wir sollten alle mal ein ganz klein wenig langsamer machen. So, wie du schön gesagt hast: “Nein, du musst das nicht alles tun.”
Liebe Grüße und eine entspannte Woche,
Laurel
Vanillaholica
Lieber Laurel,
Vielen lieben Dank für dein Kommentar, den schätze ich dafür umso mehr 🙂
Ich finde es klasse, dass du deine leichte Art von Faulheit positiv siehst ! Leute, die ähnliche Eigenschaften aufweisen machen sich deshalb eigentlich eher immer selbst fertig.
Was den Ehrgeiz betrifft bin ich, denke ich auch nicht anders als du !
Ich bin, wenn es zu Zielerfüllung kommt sehr ehrgeizig, aber denke kann auch schnell ein ganz abschalten 🙂
Danke Dir, Laurel, ebenso.
Liebste Grüße,
10. November 2016 at 11:07 amVivi
Lena
Oh wie toll, ich konnte mich in deinen Worten total wiederfinden! Toll, dass du es mal auf den Punkt bringst. Dieser Zwang von außen, dem wir uns so oft unterordnen wollen, kommt doch in den meisten Fällen eher von uns selbst. Oftmals müssen wir die Dinge, zu denen wir uns verpflichtet fühlen, gar nicht tun. Da erfordert es eben auch mal eine große Portion Mut, um sich selbst wichtig genug zu nehmen und solchen Verpflichtungen nicht nachzukommen und auch mal nein zu sagen.
Liebe Grüße
7. November 2016 at 5:26 pmLena | http://www.healthylena.de
Vanillaholica
Ja da gebe ich dir auf jeden Fall Recht. Oft ist es wirklich auch unterbewusst, dieses Gefühl einfach immer was tun zu müssen.
Gerade, wenn man jedoch offen lernt damit umzugehen, bzw sich selbst beobachtet, kommt man früher oder spätere zu dem Punkt, an dem man mal einen Gang zurück schaltet / schalten muss 🙂
Danke dir liebe Lena, hab noch nie schöne Woche,
Liebste Grüße,
10. November 2016 at 11:08 amVivi
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