Als ich diese Woche das oben abgebildete Foto auf Instagram veröffentlichte, und ein paar Sätze in Bezug auf die Mercedes Benz Fashion Week in Berlin äußerte, war das Feedback diesbezüglich sehr positiv. Da es bei mir hinter jedem Foto eine Geschichte gibt, möchte ich jene heute im #notizanmich Post erzählen.
Nun bin ich seit fast 2 Wochen hier im schönen Irland und lebe mich so langsam, aber sicher in meiner neuen Studentenstadt ein. Gerade so überwältigt von neuen Gesichtern, Bekanntschaften und Eindrücken, war mein Interesse für allmögliche Social Media Aktivitäten anderer ehrlich gesagt relativ gering. Nichts desto trotz entschied ich für mich selber, meine ersten Tage mit Euch sowohl auf dem Blog, als auch auf Instagram und Snapchat zu teilen.
Als ich dann am besagten Tag abends doch noch das Handy in die Hand nahm, und wahrscheinlich aus Gewohnheit heraus, Instagram durchscrollte, überkam mich eine Welle. Eine Welle von schön geschminkter, top gestylter Models, 1,80 großen, schlanken Mädels. Weiters fand ich mit jedem Fingerswipe Blogger in Markenmode, in hoch exklusiven Fashionstücken und oft sogar in, was unter Normalbürgern, als unleistbar erachtet wird. Von hunderttausend „dream bags, dream shoes und dream dresses“ übermannt, wurde mir erst einmal klar, dass ich die mbfwb bis dahin nicht auf dem Schirm hatte.
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Bevor ich jedoch von der Oberflächigkeit der Fotos und mit einhergehender Persönlicheitsdarstellungen derer, genervt mir meine Meinung bildete, „recherchierte“ ich ein wenig weiter. Und fand innerhalb von 5 Sekunden – oder einem weiteren Fingerswipe- herauß, dass so ziemlich jeder dort war, und es kein entkommen gab.
Der ganze Spaß hörte natürlich nicht mit Instagram auf. Logischerweise konnte man den Tag der Fashion Week Besucher auf Instastories, als auch Snapchat verfolgen. Da wurden einem als Zuschauer die gefühlt hundertste Show gezeigt, von Designer, die nur High Fashion verkaufen, und für die meisten Leser nicht einmal in Frage kommen. Bzw. viele der Leserschaft (mich eingeschlossen) oft nicht einmal von der Marke Bescheid wussten.
Ich denke mehr brauche ich dazu nicht sagen, denn ihr werdet wahrscheinlich ähnliche Wellen von Fashion Week Berlin Besuchern, Bloggern und Presse-Leuten erlebt haben..
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Warum ich das jetzt jedoch auf meinem Blog Vanillaholica erzähle?
Ein Blog, der sich weder mit solcher Art von Fashion,
noch ähnlichem Style auseinandersetzt?
Ganz einfach, weil ich bzw. mein Gefühlsstatus davon eingenommen wurden.
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Obwohl ich persönlich nie im Leben Fast Fashion oder jene Marken durch einen Kauf unterstützen würde, und seit Monaten nicht mehr shoppen war, überkam mich ein Gefühl.
Ein Gefühl, das ich solches „Zeugs“ (aka Kleidung) brauche um mitreden zu können.
Um dabei sein zu können, in der Clique derer, die sich wohl alles leisten können.
Um cool zu sein.
Um hübsch zu sein.
Ich hatte das Bedürfnis, auch wenn nur minimal, meinen Kleiderschrank zu durchwüsteln, mir auch 10 Kilo Make Up drauf zu klatschen, und eventuell doch mal Online shoppen zu gehen, um solch ein Bild der Öffentlichkeit zu bieten.
Es wurde eine Welt voller Oberflächigkeiten dargestellt. Von wandelnden Schaufensterpuppen, gekauften Meinungen, gekauften Folgern und Reichweite, gesponserten Influencern. Keiner hat einen eigenen Stil, oder eine eigene Meinung. Wie Marionetten, haben alle dieselben Stylings, Taschen, Frisuren und Make Up.
Oberflächig wie eh und je.
Und trotzdem war ich kurz von diesem Mainstream und der Identitäslosigkeit eingenommen.
Spätestens als mir klar wurde, dass ich im Kopf unkontrolliert und eingenommen, meine ganzen Prinzipien kurz auf die Seite warf, flippte der Notfallschalter. Jener, der mich wieder zurück in’s wahre Leben brachte. In das Leben, das aus Unikram, Spaziergängen, Tee mit einer Freundin, und Serien besteht.
In das Leben, in welchem wahre Freude durch Sonnenschein, frische Blumen oder ein Lächeln eines Unbekannten auf der Straße hervorgerufen wird. Aber nicht durch die 20. Designertasche.
Daher teilte ich kurz darauf mit Euch meine Gedanken.
“I think there’s someone out there who needs to read this ?
..
I had the urge to share this picture in between all the fashion weeks and mbfwb photos ✨ because you’ll probably never be able to attend this madness and you’ll probably never have the chance to go there or buy any of the shown designer clothes, therefore I want to tell you, that you actually don’t have to !
You are all unique and beautiful in your own way with nothing but your smile ☺
And truth be told: tons of designer clothes in your wardrobe couldn’t change that !
So don’t feel bad about that ??”
Auf Deutsch:
Ich habe das Gefühl, das es jemanden gibt, der folgendes lesen muss:
Ich hatte das Bedürfnis dieses Foto zwischen all den Fashion Week Fotos zu posten, da Du wahrscheinlich nie in der Lage sein wirst, diesen Wahnsinn besuchen zu können. Ebenso wirst du wahrscheinlich nie die Möglichkeit haben jene Fashion Week zu besuchen, oder irgendwelche der gezeigten Designer Klamotten kaufen zu können.
Daher möchte ich Dir sagen, dass du das auch garnicht musst !
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Ihr alle seid einzigartig und wunderschön auf Eure Weise mit nichts außer einem Lächeln.
Und um ehrlich zu sein: Werden eine Ladung Designer Klamotten in deinem Kleiderschranken, das auch nicht ändern können !
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Also fühl’ dich ja nicht schlecht deswegen”
Ich wollte all jenen, die sich auch, als sie die ganzen Fotos und Neuigkeiten der Fashion Week gesehen haben, schlecht gefühlt haben, erreichen. Jene, die auf einmal Selbstzweifel hatten, oder sich eingeschüchtert gefühlt haben. Und wie sich herausstellte, gab es davon mehr als gedacht.
Es wurde meiner Meinung nach gerade in letzter Zeit, die Nachricht übermittelt, dass wir alle ab sofort nur noch solche Kleidung kaufen und tragen sollten, dass wir nur auf unser äußerliches achten, und am liebsten morgens 50 Minuten im Bad verbringen sollten. Am besten noch ins Gym gehen, um auch wie eine Bohnenstange, um die Kurve zu kommen.
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Wenn eines meiner Meinung nach momentan in den Medien bzw. Social Medien herrscht, dann ist es Oberflächigkeit, Schauspielerei, und Inszenierung der “Oh so perfekten Welt”.
Es gab nur SEHR, SEHR wenige Blogger, die den wirklichen Stress und Wahnsinn hinter solch einem Event zeigten. Die wirklich Ausschnitt in ihren Druck, in ihrer Kleidungswechsel Aktion und auch dem Drang, immer gut -wenn nicht sogar perfekt- ausschauen zu müssen, mit der Welt teilten.
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Der Rest, ließ die Maske auf.
Die Maske von der perfekten Welt der Schönen, die, wie viele von uns wissen, auch nur ein Geschäft ist.
Und bei der es um nicht anderes geht, als Schein.
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15 Comments
Lesestoff // Von der Oberflächigkeit der Followerzahlen, Menschlichkeit und Trump.
[…] in denen du zu fast 100% mit einer deiner Arbeiten zufrieden bist ? Das war definitiv mit meinem „Warum Du Dich in der Welt der Schönen nicht schlecht fühlen musst“ Beitrag. Selten hatte solch ein persönlicher #notizanmich Beitrag, mehr als 1000 Wörter. Und […]
30. Juni 2017 at 2:06 pmIna
Vielen Dank für diesen Beitrag. Das Problem ist, ich mache mich jeden Tag gerne zurecht und schminke mich so, dass ich mich gut leiden mag und öfter mal ein Kompliment bekomme. Soweit so gut. Und dann gehe ich auf Instagram. Und plötzlich ist mein ganzes “ich fühle mich gut” beim Bilderteufel. Weg, ausgelöscht. Ich bin geblendet von Bloggern, Fashionistas, perfekt gebauten 25jährigen (ich bin 35) Strandschönheiten mit Traumreisen und Traumpartnern und Traumleben…und fühle mich mies, klein und unbedeutend. Ich habe so eine Sicht wie deine gesucht, vielen Dank für’s Zurechtrücken des Blickwinkels. Jetzt geht es mir schon wieder etwas besser.
1. Februar 2017 at 10:53 amVanillaholica
Ja jeder darf wie er will. Und ich hatte letztes Jahr auch oft Phasen, in denen ich sehr wohl Make UP getragen habe.
Nur momentan fühl ich mich wohler ohne. Und wie du sagst, da geht es einem gut und PAM wird einem die “möchte gern perfekte Welt” auf Instagram aufgetischt, und das Selbstwertgefühl ist im urlaub.
Mich freut es jedoch, dass ich dir den Tag ein bisschen verschönern konnte 🙂
liebste Grüße,
1. Februar 2017 at 6:57 pmVivi
Julia
Ein sehr sehr schöner Beitrag.
25. Januar 2017 at 6:23 pmMir geht es da ähnlich wie dir.
Ich war früher sehr besessen von dieser ganzen Fashion Welt und hätte mir auch gewünscht da mal dazuzugehören. Seit einiger Zeit hab ich aber umgedacht. Versuche nachhaltiger zu leben und habe mir z.B. auch vorgenommen bis Ostern auf Konsum zu verzichten. Es ist eine Scheinwelt und wer weiß, ob es dort tatsächlich toll ist. Vermutlich nicht. Die reale Welt ist doch viel schöner.
Alles Liebe
Julia
http://www.yogaandjuliet.com
Vanillaholica
Ja ich denke das Wort “Scheinwelt” passt wohl am besten dazu.
Irgendwann werden sie aus ihrer Kunstblase wohl aufwachen !
Danke dir Julia,
Allerliebste Grüße,
25. Januar 2017 at 7:27 pmVivi
Jenny
Ein echt gelungener Beitrag <3 Finde es toll, dass du auch solche Themen aufgreifst!
Liebe Grüße nach Irland
Jenny
24. Januar 2017 at 10:23 amhttp://www.healthyfashioncircus.com
Vanillaholica
Vielen Dank liebste Jenni 🙂
25. Januar 2017 at 7:29 pmVanessa
Guten Morgen liebe Vivi
ein unglaublich toller Artikel. Und du sprichst so vielen Mädels aus der Seele. Weil es so vielen geht. Ob Insta, Snapchat, Facebook, Blogs & co… die Fashion Week war bei jedem im Munde und überall sah man die Influencer mit Designerkleidung vor irgendwelchen Shows stehen, die dann inszeniert Fotos für ihre Fans machen. Für mich ist das OK, auch wenn innerlich der Wunsch in den Momenten wo ich es gesehen habe “da würdest du auch gerne mal hin gehen und das Feeling des ganzen Rummels spüren wollen”. Ja, auch solche Gedanken gehen mir und bestimmt auch vielen anderen durch den Kopf. Aber dein Post bringt es auf den Punk!
Und hochmehr Feedback: Dein Profil-Willkommens-Bild ist toll! Dein Layout gefällt mir äußerst gut und dein Schreibstil ebenfalls. Weiter so <3
LG Vanny <3
24. Januar 2017 at 8:03 amVanillaholica
Oh wow,
Solch ein liebes Kommentar von dir – da werde ich ja ganz rot 🙂
Ja genau, das meine ich !
Jetzt im Nachhinein können wir mit klarem Kopf und Gedanken sagen, oh mein Gott, was ist dass für ein Chaos und Zirkus !
Aber genau während der Tage, wurde einem wahrlich aufgezwungen, auch wie eine Fashionista zu denken und fühlen, und genau das war das, was mich unglaublich störte.
Das Gefühl aufgedrängt zu bekommen, das wir uns ändern müssen !
Ich finde es super, dass du damit gut umgehen kannst und das gleich umlenkst hehe 🙂
Danke für die lieben Worte !
Liebste Grüße,
25. Januar 2017 at 7:31 pmVivi
Jenni
Liebe Vivi!
Ich kann den anderen Kommentator*innen nur beipflichten: Ich finde es ebenfalls klasse, dass du die Präsentation solcher Events kritisch hinterfragst.
Ich muss gestehen, dass ich mich auch regelmäßig frage, was ich eigentlich falsch gemacht habe im Leben, um nicht so viel Geld zu haben und mir nicht alles leisten zu können, was mir dort als selbstverständlich verkauft wird.
Aber das ist dann auch nur ein kurzer Moment – und direkt danach bin ich eigentlich ganz zufrieden, dass dem nicht so ist und dass ich gewissermaßen auf dem Boden der Tatsachen bleiben kann. (Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass jeder, der solche Show besucht, das nicht ist!)
Schein und Sein, das sind immer zwei sehr wichtige Dinge, die es zu differenzieren gilt. Aber ich glaube, auch und gerade als Blogger*in sollte man sich fragen, welchen Lebensstil man eigentlich vorleben möchte.
Liebe Grüße
23. Januar 2017 at 7:58 amJenni
Die Ethical Fashion Week – Meine 10 Lieblings-Labels - Healthy Lena
[…] Fast Fashion-Zirkus nicht beeinflussen zu lassen. Die liebe Vivi von Vanillaholica hat dazu einen treffenden Beitrag geschrieben, den ich so unterschreiben könnte. Aus diesem Grund habe ich auch die eine oder andere […]
23. Januar 2017 at 7:00 amLena
Hey Vivi,
wiedermal ein grandioser Artikel, dem ich nur zustimmen kann. Dieses Jahr war ich zum ersten Mal selbst auf der Ethical Fashion Week unterwegs und war von dem Theater, das rund um die Fashion Week gemacht wurde, auch eher abgeschreckt. Ich fand es eine tolle Möglichkeit, nachhaltige Brands zu entdecken, aber das ganze Drumherum war mir teilweise echt zuwider. Diese perfekt inzenierten Bilder sind einfach nichts für mich. Deshalb habe ich für morgen einen Artikel geplant, in dem ich meine liebsten Eindrücke von der Fair Fashion Week präsentiere und mich auch ein wenig kritisch damit auseinander setze. Deinen Artikel werde ich definitiv verlinken 😉
Liebe Grüße
22. Januar 2017 at 2:30 pmLena | http://www.healthylena.de
Stephi
Ich finde sowohl die Message deines Instagram Bildes als auch deines Posts großartig! Vielen Dank für deine tollen Worte, du bringst es damit wirklich auf den Punkt. Ich hoffe, dass noch ganz ganz viele Mädchen, und auch Jungs, das lesen.
Liebe Grüße
22. Januar 2017 at 1:14 pmStephi von http://stephisstories.de
Alina
Die von dir oben beschriebene Welt ist auch an mir via Social Media vorbeigehuscht und in einem Punkt muss ich dir zu 100% beipflichten: Alles neu, schneller, besser ist sicher nicht die Philosophie, mit der man im Leben glücklich wird!
Ich bin sehr happy darüber, die ‘Light Version’ der Fashion Week in Berlin erlebt haben zu dürfen – ganz ohne unglaublich aufwendige Outfits, Styling-Wechsel und mit viel Spaß und Leichtigkeit 🙂 Also: Es geht auch anders, als von den ‘großen’ Bloggern vorgelebt 😉
Denn Fashion-Week darf auch Spaß machen – ich glaube ich werde auf alle Fälle den ein oder anderen deiner Gedanken beim Verfassen meines Beitrag im Hinterkopf bewahren – danke dir dafür <3
xxx
22. Januar 2017 at 12:46 pmAlina
theladies.at
Dunja
Hey 🙂 da sprichst du sehr sehr wahre Worte! Das Gefühl kann ich gut verstehen.. Mir ging es nicht anlässlich der Fashion Week so, sondern als ich nach einem langen Sommer in dem ich unglaublich viele Blogs gelesen hab, mit dem Studium angefangen hab. Da hat mir die reale Welt so ins Gesicht gelacht und mich erst mal für fast vier Monate total in den Bann gezogen. Ich bin echt froh, dass das bei mir so automatisch kam. Manchmal braucht man aber auch einen kleinen Anstoß um sich wieder bewusst zu werden, was Schein und was Realität ist 🙂
22. Januar 2017 at 10:20 amGanz ganz liebe Grüße,
Dunja
(Werd jetzt erst mal noch bisschen weiter bei dir stöbern, bin viel zu lang nicht hier gewesen ?)
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